Alkoholfrei

Bitte die Triggerwarnung beachten!

In den letzten Monaten habe ich mir einen zu hohen Weinkonsum angewöhnt, oder, um es etwas weniger euphemistisch zu formulieren, ich finde es bedenklich, wieviel ich in letzter Zeit gesoffen habe. An Entschuldigungen und Ausreden mangelte es nicht: miese Laune, schlechte Stimmung, kaum Schlaf, heftige Kopfschmerzen, amokfahrende Gedanken, wahnsinnige Albträume, albtraumhafte Wahnvorstellungen, deprimierende Einsamkeit, und außerdem ist Alkohol immer noch besser als Medikamente (wobei … die sind ärztlich verordnet), Rauchen (ich bin wirklich niederträchtig zu mir selbst gewesen, aber so kaputt war ich erstaunlicherweise doch nicht, dass ich damit angefangen hätte), Kiffen (mit Gras habe ich in meiner Jugend ein einschlägiges und beinahe endgültiges Erlebnis gehabt, über das ich eventuell ein andermal berichten werde) oder gar noch härtere Drogen.

Mein Alkoholverbrauch wird langsam weniger, geht mir aber trotzdem auf die Nerven. Daher habe ich beschlossen, über diesen Teil meines Lebens jetzt wieder die Kontrolle zu erlangen. Und da ich weiß, dass ich, ähnlich wie mein Lieblingsdetektiv, der sich mit Nikotinpflastern behilft, nicht ohne Ersatzdroge auskommen kann, muss ich mir eine oder mehrere Alternativen suchen.

Bis vor ein paar Monaten war Sport die Droge Nummer 1 in meinem Leben gewesen. Sex und Alkohol (ersteres jederzeit, zweiteres am Wochenende) teilten sich den zweiten Platz, gefolgt von möglichst lauten und wilden Konzerten in möglichst kleinen Locations oder auf möglichst großen Festivals. Das klingt nach „Sex, Drugs and Rock’n’Roll“? Witzig, dass man das erst bemerkt, sobald man darüber schreibt.

Zusätzlich habe ich letztes Jahr, nachdem mich mein voriger Freund so schäbig hintergangen hatte, Tattoos und Piercings für mich entdeckt. Das ist zwar keine echte Alternative zum Alkohol (Sedierung vs. Schmerz), trotzdem denke ich über eine Fortsetzung nach, denn mein Drache könnte Gesellschaft gebrauchen.

Einen adäquaten Ersatz für den Alkohol habe ich also nicht. Ich hoffe, dass die Rückkehr zum Sport ausreicht, und der erste konkrete Schritt ist, dass ich in Situationen, wo ich in den letzten Monaten eine Flasche Wein entkorkt habe, ab sofort einfach Yoga mache. Und damit meine ich nicht „bequem dasitzen oder rumliegen“, sondern eher die Variante „Aua, das tut weh“.

Ansonsten gehe ich inzwischen zweimal in der Woche laufen, und da feiere ich tatsächlich Erfolge. Verglichen mit früher sehr bescheidene Erfolge, aber dennoch versuche ich mich über jeden kleinen Fortschritt zu freuen.

Und sobald ich einen Lauf von einer Stunde ohne Pause schaffe, werde ich mir ein neues Tattoo stechen lassen. Ich habe noch keine konkrete Vorstellung, was es werden soll, aber ich habe ein paar üble Monate zu verarbeiten.

Das mit dem Weinverzicht klappt übrigens seit ein paar Tagen ganz gut. Ich habe jetzt nicht mehr gelegentlich einen Kater, sondern Muskelkater.

Und der fühlt sich eindeutig besser an.

14 Gedanken zu “Alkoholfrei

  1. Ist sicher alles andere als einfach, aber nicht unmöglich- drücke dir sämtliche Daumen.- Ich war auch laaange Zeit oft und gerne unterwegs, brauche das nun nicht mehr- im nachhinein gesehen, war es für mich persönlich nun vergeudete und verschwendete Zeit- so etwas möchte ich nicht mehr in meinem Leben haben.- ein Tattoo für 1 Stunde Durchhalten beim Laufen finde ich eine gute Idee- die Belohnung 🙂 yeah! Abgesehen davon, braucht man, wenn man es dann schon eine Stunde schafft, das Laufen dann mittlerweile in seinem Leben und du wirst sehen, es wird sich einiges dann verändern- zum positiven 🙂 glg Herta

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    1. Ich bin ja vor dem Zwischenfall im letzten Jahr schon immer extrem viel gelaufen. Ein Leben ohne Sport war für mich nie vorstellbar, insofern weiß ich, dass es hoffentlich wieder gut läuft, wenn es erstmal läuft 😉

      Vielen Dank für die aufmunternden Worte!

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